APIs wurden lange nur durch die technische Brille betrachtet und stets der IT-Abteilung zugeordnet. Doch im Zuge der Digitalisierung und der neuen Cloud-Ära fragen immer mehr Kunden nach, ob eine Dienstleistung auch über APIs genutzt werden kann. Was zeichnet ein API konkret aus? Ist ein API nötig? Und falls ja, was macht ein API erfolgreich?

Als Beispiel aus der Realität kann ein Vermieter von Maschinen dienen. Dieser hat ein Webportal geschaffen, über das Handwerksbetriebe spezialisierte Geräte für ihre Aufträge buchen können. Doch ein grosser Kunde wünscht mehr: Er fragt nach einer technischen Anbindung. Damit könnte er die Geräte direkt aus seiner Projektplanungssoftware reservieren und die Kosten automatisiert in die Aufwandsschätzung einfliessen lassen. Der manuelle Schritt, sich im Webportal des Vermieters anzumelden und die Daten zu kopieren, würde dadurch entfallen. Der Vermieter könnte nun ein gemeinsames IT-Projekt mit dem Kunden bzw. dessen IT-Dienstleister aufsetzen, um eine Schnittstelle zwischen den IT-Systemen zu schaffen, die Mietbuchungen und Mietpreise übermittelt.

Doch damit werden beide Firmen nicht glücklich. Für den Vermieter skaliert der Ansatz nicht, da für jeden weiteren Kunden eine weitere Anbindung nötig ist. Und der grosse Kunde möchte nicht ein firmenübergreifendes IT-Projekt durchführen, bei dem die Lösung erst gemeinsam entworfen werden muss. Stattdessen erwarten sie eine bereits bestehende Schnittstelle zum Vermieter, die sie dank Entwicklerportal und verständlicher Dokumentation sofort ohne viele Rückfragen nutzen können.

Mehr als eine technische Schnittstelle

Das ist der Unterschied zwischen einer technischen Schnittstelle und einer API. Während fast jede Verbindung zwischen zwei IT-Systemen als Schnittstelle bezeichnet werden kann, erwartet man von einer API mehr:

  • APIs funktionieren nicht nur proprietär innerhalb eines Firmennetzwerks, sondern auch firmenübergreifend.
  • Dieser firmenübergreifende Zugriff wird ermöglicht durch Standards wie HTTP und REST, die von allen Betriebssystemen und Programmiersprachen unterstützt werden.
  • APIs werden von einem Entwicklerportal begleitet, das die Entwickler mit detaillierter Dokumentation, einer Sandbox für Tests und weiteren Diensten unterstützt.
  • APIs sind so ausgelegt, dass sie keine kundenspezifischen Elemente enthalten, sondern für alle Kunden passen.

Wesentlicher Teil des Produkts

Das Wichtigste ist aber, dass APIs ein wesentlicher Teil des Produkts sind. Wenn also der Vermieter sein Angebot für Handwerksbetriebe festlegt, legt er nicht nur die Maschinen und Mietbedingungen fest, sondern auch, ob der Buchungsprozess über ein API durchgeführt werden kann und wie dieses API aussieht. Wichtige Punkte dabei sind:

  • Der Umfang und die Funktionalität der APIs sind an den Kundenbedürfnissen ausgerichtet.
  • Die APIs sind so gestaltet, dass sie für Entwickler einfach zu verstehen und zu nutzen sind (die sog. "Developer Experience").
  • Die API-Dokumentation wurde von Textern mit hohem technischem Verständnis geschrieben, um Entwicklern, welche die API nutzen möchten, eine schnelle Einarbeitung zu ermöglichen.
  • Erweiterungen, Änderungen und der ganze Lebenszyklus (engl. Lifecycle) der APIs werden wie alle übrigen Produktaspekte sorgfältig gemanagt, da sie viele bestehende Kunden und Verträge betreffen.

Kurz gesagt: APIs sind ein wesentlicher Bestandteil der Dienstleistung und sollten auch so behandelt werden. Nicht zuletzt da dies einen klaren Wettbewerbsvorteil erzeugt.

Genau dies wünscht sich auch der grosse Kunde in unserem Beispiel: ein fertiges, standardisiertes Produkt.

Was sind also die Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung und Bereitstellung von APIs? Worauf ist zu achten, und an welchen Dingen scheitert die Umsetzung oftmals in der Praxis?

Lesen Sie im zweiten Teil (APIs als Erfolgsfaktor für ein Produkt), wie Sie in Ihrem Unternehmen den Shift vom Projekt zum Produkt erfolgreich meistern. Und erfahren Sie, wie exakt jene Voraussetzungen geschaffen werden für die Art von APIs, die sich Ihre Kunden wünschen.