
11. September 2020
Sei es im privaten oder geschäftlichen Kontext: Die Bedeutung digitaler Kundenservices steigt. Dennoch sind Banken noch nicht in der Lage alle zentralen Prozesse automatisiert digital anzubieten.
Lockdown und Homeoffice haben das Bedürfnis nach positiven digitalen Kundenerlebnissen weiter gestärkt, aber auch Schwachstellen schonungslos offengelegt. Kürzlich sind wir bei einer lokalen Bank auf zwei Beispiele aus den Bereichen Neukunden und Vollmachten gestossen:
- Wer ein Bankenschliessfach eröffnen möchte, braucht ein Konto. Letzteres kann man bei der gewählten Bank allerdings nur eröffnen, wenn man sich persönlich bei der Bank einfindet und mehrere Papiere unterschreibt.
- Will man seinem Buchhalter Zugriff gewähren, braucht man eine kollektiv gezeichnete Vollmacht in physischer Form. Die Bank prüft und aktiviert die Vollmacht schliesslich manuell.
Zu starr, zu teuer
Die Gründe, weshalb die meisten Banken diese alltäglichen Prozesse noch nicht vollständig digitalisiert und automatisiert haben sind vielfältig. Banken verkaufen Vertrauen. Viele Kunden vertrauen lieber dem guten alten Papier als einer digitalen Dienstleistung. Für die Banken ist es komplex und teuer, beides anzubieten. Ohnehin ist Digitalisierung zeit- und kostenintensiv. Dementsprechend investieren viele Banken lieber laufend in die Verbesserung des Nutzererlebnisses auf ihrem Portal, als auf die Ablösung der Papierprozesse. Zu guter Letzt neigen Banken dazu, lieber selbst mit grossem Aufwand und langem Planungshorizont in-house-Lösungen zu entwickeln, als externe Lösungen zu nutzen.
Vier Bausteine als Basis
Um Neukundeneröffnung und Vollmachtverwaltung sowie viele weitere Anwendungsfälle im Bankenumfeld mit Hilfe von elektronischen Signaturen vollständig zu digitalisieren und automatisieren, braucht die Bank vier Basisbausteine. Für jeden dieser Basisbausteine gibt es Anbieter aus dem API-Ökosystem.
- Online-Identifikation einer Person. Die Bank muss feststellen, wer die Person ist, die sich registrieren will.
Mögliche Ökosystem-Lösung: Nutzung eines FINMA-konformen externen Identitätsprüfers (z.B. IDnow) oder einer externen, FINMA-konform verifizierten Identität (wie dies z.B. SwissID in Zukunft anbieten könnte). Im besten Fall wird die FINMA in naher Zukunft Auto-Identifikationsverfahren (z.B. IDnow, PXL Vision) der Video-Identifikation gleichstellen, damit kann die Benutzerakzeptanz der Online-Identifikation erheblich verbessert werden. - Prüfung der Person mit einem Know-your-customer-Check (KYC). Die identifizierte Person wird auf verschiedene Risiken geprüft und die Konformität mit FINMA-Vorgaben sichergestellt.
Mögliche Ökosystem-Lösung: Verwendung eines sicheren und effizienten externen Services, der Personen-Überprüfungen anbietet. Die Schweizer Neo-Bank Yapeal, nutzt beispielsweise kyc.ch. - Fähigkeit für die rechtsgültige qualifizierte elektronische Signatur (QES): Aus Risikogründen wird die Bank in einigen Fällen eine rechtsgültige Unterschrift verlangen, z.B. für die Ausstellung einer Vollmacht bei juristischen Personen.
Mögliche Ökosystem-Lösung: Im Optimalfall liefert die externe Identität (ID) zusätzlich die Fähigkeit von QES mit. Ein ID-Nutzer kann die Signatur auf Basis seiner elektronischen ID einfach remote ausstellen. Anbieter wie z.B. SwissID oder TrustID werden wohl in Zukunft vermehrt signaturfähige elektronische IDs in den Markt bringen. - Vertragsunterzeichnungsprozess, für die effiziente Einholung von Signaturen bei der jeweilig richtigen Person. Unterschriften einholen, v.a. im Firmenumfeld, ist ein Prozess. Je nach Firma sind dabei verschiedene Unterschriftsregeln zu beachten (kollektiv, ausgewählte Personen/Gruppen, etc.). Dieser Prozess muss möglichst intuitiv und automatisiert ablaufen.
Mögliche Ökosystem-Lösung: Einen Signing-Anbieter wählen, der moderne APIs für die elektronische Signierung anbietet. Der Anbieter kann der Anbieter der externen ID selbst sein oder mit ebendiesem zusammenarbeiten (z.B. Skribble arbeitet mit TrustID, SwissID und weiteren Identitätspartnern zusammen). Die Bank schickt dann das zu signierende Dokument an die Signing-API des Anbieters. Der Kunde signiert und das signierte Dokument gelangt danach automatisch zur Bank zurück. Diese validiert anschliessend die Signatur und schleust das Dokument in den richtigen Prozess ein. Manuelle Schritte sind nur in Ausnahmefällen nötig.
Zauberwort API-Ökosystems
Für die Bank bringt der Einbezug von vertrauenswürdigen externen Anbietern den grossen Vorteil, dass sie sich nur noch um wenige Aspekte kümmern muss. Dadurch kann sie eine sehr schnelle Time-to-Market erreichen. Intern benötigt die Bank eine Workflow-Komponente fürs Signieren und die Validierung der Signatur. Zudem fällt etwas Arbeit für die Integration und zugunsten einer optimalen User Experience an.
Alles in allem bringt die Nutzung des API-Ökosystems in der Digitalisierung von Bankenprozessen enorme Vorteile. Sie ermöglicht es, Kundenbedürfnisse besser zu erfüllen und sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren, ohne selbst viele Mittel für Prozessdigitalisierung, Zertifizierung oder in-house-Entwicklung aufzuwenden.
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