
20. Juni 2022
Im Sommer 2019 haben wir das OpenPK-Projekt gestartet – mit dem Ziel, den Pensionskassenversicherten mehr Kontrolle und Transparenz über ihre Daten zu verschaffen. Was haben wir bereits erreicht, wie geht es weiter – und weshalb haben wir noch einen langen Weg vor uns?
Rückblick
Als wir im Sommer 2019 unser OpenPK-Projekt starteten, waren wir sicher: Damit können wir in Kürze die Versicherten in der 2. Säule besser in den Fokus stellen und mithelfen, die Transparenz zu erhöhen. Gleichzeitig sollte die Öffnung der Pensionskassen zu mehr Innovation führen. In meinem Artikel Liebe Pensionskassen, wer ist eigentlich Euer Kunde? beschrieb ich, wie wir uns die Lösung mit offenen Schnittstellen vorstellen.
Wir starteten mit viel Enthusiasmus, und bald hatten wir OpenAPIs in einer ersten Version definiert, die wir auf der F10-Sandbox von SIX zur Verfügung stellen konnten (openpkproject.ch und https://www.f10.global/news/fintech-sandbox).
Nach 3 Jahren ist OpenPK ist immer noch nicht aus den Startlöchern gekommen
SFTI (https://swissfintechinnovations.ch/the-new-sfti-working-group-openpk-has-kicked-off/) hat uns schnell als Arbeitsgruppe aufgenommen. Zwar war das eine grosse Hilfe bei der Mitgliedersuche und der Kommunikation, doch erwuchs daraus auch neues Konfliktpotenzial, da die Pensionskassen gegenüber der restlichen Finanzbranche historisch eher skeptisch eingestellt sind.
OpenPK kann nur funktionieren, wenn ein grosser Teil der Pensionskassen mitmacht – und wenn viele Nutzer der APIs mithilfe der Daten und Funktionen wirkliche Pain Points lösen. In der Arbeitsgruppe gab es zwar reges Interesse, und die Workshops waren gut besucht. Doch eine Priorisierung von Piloten/POCs im 2. Halbjahr 2022 blieb aus. Meine Interpretation: Die meisten wollen die Entwicklung beobachten, denn das Thema ist grundsätzlich sehr vielversprechend. Aber letztlich will noch (fast) niemand darin investieren, weil unklar ist, wie eine hinreichend grosse Anzahl der sehr zahlreichen PKs zu einer Öffnung überzeugt werden soll.
Ökonomische Anreize wirken nicht
Ich glaube an ökonomische Anreize. Doch bis heute sind wir damit beim Aufbau von OpenPK leider damit nicht weitergekommen. Ein Business Case im Umfeld von OpenPK konnte noch nicht gefunden werden, bzw. wurde nicht akzeptiert, weil ökonomische Ansätze dem nicht gewinnorientierten Umfeld in der 2. Säule teilweise widersprechen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass staatsnahe Akteure bereits wichtige Use Cases partiell lösen (z. B. Stiftung Auffangeinrichtung mit BVG Exchange, die auch den Übertritt von Versicherten von einer in die nächste Stiftung abdeckt). Natürlich ist es super, dass sich jemand proaktiv mit diesem Thema beschäftigt und für die PKs kostenlos eine Plattform zur Verfügung stellt. Anderseits fehlen solchen Lösungen die breit abgestützte strategische Agenda und der Einbezug aller Parteien der zweiten Säule (z. B. auch der FZ-Stiftungen der Banken).
Ohne Druck von oben geht es nicht
In der Arbeitsgruppe sind wir zum Schluss gekommen, dass wir die grossen PK-Verbände (z. B. ASIP, Interpension) und allenfalls auch den Staat und die Aufsicht einbeziehen müssen, da ohne Druck von oben kein Fortschritt möglich ist, vor allem dann, wenn es sich um grossflächige Standardisierungsübungen und Netzwerkeffekte handelt. Wir haben deshalb unsere Lobbyarbeit intensiviert. Der Fokus hat sich von der Technik auf die Politik verschoben, was wohl auch typisch ist für Plattform-/Standardisierungsvorhaben im Open-X-Bereich (z. B. auch Open Banking).
Gut Ding will Weile haben
Wir lassen den Kopf nicht hängen. Auch wenn alles langsam geht: Es bewegt sich etwas, und wir haben bereits einiges erreicht. Der Bundesrat erwähnt in seinen 12 Massnahmen für einen starken digitalen Finanzplatz Schweiz (https://www.sif.admin.ch/sif/de/home/finanzmarktpolitik/digit_finanzsektor/digital-finance-handlungsfelder.html) ausdrücklich auch die Öffnung der Pensionskassen. Ausserdem wird die OpenPK-Arbeitsgruppe immer grösser, das Interesse am Thema wächst und die Vision wird breit geteilt. Wir haben viele wichtige Softwarehersteller der 2. Säule, namhafte Pensionskassen, die Stiftung Auffangeinrichtung, grosse Versicherer/Banken und auch die SIX (b.Link) an einen Tisch gebracht. Zudem ist kürzlich auch Google (Cloud) zu unserer Arbeitsgruppe gestossen.
Offensichtlich hat die 2. Säule festgestellt, dass sie sich dem Thema Datenaustausch und Standardisierung verstärkt widmen muss und dass in ihrem Ökosystem auch die Versicherten ein wichtiger Stakeholder sind.
Mein Fazit
Wenn man wie ich aus einer agilen, schnelllebigen Digitalwelt kommt, die sich auch stark an ökonomischen Prinzipien ausrichtet, und wenn man es sich gewohnt ist, neue Produkte und Services innerhalb weniger Monate live zu bringen, dann gibt es im Umfeld der 2. Säule und in Gremien mit Dutzenden von Leuten mit unterschiedlichen Interessen einiges an Frustrationspotenzial.
Aber ich habe gelernt, dass auch kleine Schritte Fortschritt bedeuten. Schlussendlich ist es wohl egal, ob es noch fünf oder sogar zehn Jahre dauert, bis die Vision realisiert ist. Hauptsache, das System wird transparenter und effizienter – und rückt die Versicherten stärker ins Zentrum.
Ich glaube weiterhin, dass dies der richtige Weg für unsere 2. Säule ist. OpenPK ist dafür ein vielversprechender möglicher Hebel.